Bahnbrücken ist ja nun nicht gerade der Ort, der weit über seine Grenzen hinaus bekannt oder berühmt ist. Dabei wäre es kein Fehler, wenn dem so wäre. Das zu zeigen und deutlich zu machen, hatte Gauwanderwart Kurt Bittrolff zur 3. Quartalswanderung am 14. September 2016 in diesen Ortsteil der Stadt Kraichtal eingeladen, und 35 motivierte Wanderer waren trotz abschreckender mehr als 30 Grad Hitze an diesem Spätsommertag seiner Einladung gefolgt.
Mit knapp 700 Einwohnern rangiert Bahnbrücken noch vor Neuenbürg und „streitet“ sich mit Oberacker um den drittletzten Platzanteil an der Gesamtzahl der Einwohner der Stadt Kraichtal, die erst 1971 aus dem Zusammenschluss von neun selbständigen Gemeinden im Tal des Kraichbachs entstanden ist. Trotz Eisenbahnanschluss geht der Name keineswegs auf irgendwelche Brückenbauwerke zurück – wie man vermuten könnte; denn bereits 1219 wurde der Ort als Banbrugken und den Ebersteiner Grafen gehörend urkundlich erwähnt. Bald danach kam es zum Zisterzienserkloster Herrenalb und Mitte des 14. Jh. samt Kloster Herrenalb zu Württemberg. Erst 1806, als Europa dank Napoleon aufgeteilt und neu formiert wurde, kam es dann endgültig zu Baden. Wie ein Feldhase in der Ackerfurche so liegt Bahnbrücken in einer Talsenke, rings von sanften Kraichgauhügeln umgeben, und auf diesen hügeligen Wanderwegen führten uns die beiden Wanderführer Ursula und Reinhard Schmid in großem Bogen um Bahnbrücken herum, ständig die großartige Landschaft des Kraichgauer Hügellandes im Blick – und vom Ort selbst kaum was zu sehen. Dank einer sehr guten Fernsicht konnten die beiden Schmid’s immer wieder Ausblicke auf sehens- und besuchenswerte Ziele in der näheren und weiteren Umgebung, wie Stromberg, Ravensburg, Schwarzwald und Pfälzerwald, aber auch in der Landschaft verstreut liegende Kraichgauorte aufmerksam machen.
Auf einem der höchsten Hügel überraschten die Schmid’s die von der spätsommerlichen Hitze etwas mitgenommenen Wanderer mit einem frugalen kalten Buffet – kein Alkohol, aber Säfte und Wasser, sowie Knusper- und Knabbergebäck in reichlicher Auswahl, so dass man sich mehr oder weniger gewaltsam losreißen musste, um sich nicht mit zuviel der guten Dinge den Magen zu füllen, wo man doch noch im Sportlertreff des FSV Bahnbrücken einzukehren gedachte.
Doch vor der Einkehr hieß es noch, die herausragende Sehenswürdigkeit des Ortes, die Sebastianskirche aus dem 15. Jh. gebührend zu würdigen. Sachkundig erklärte Reinhard Schmid deren Entstehung sowie die Entdeckung der unter einer dicken Farbschicht lange verborgenen mittelalterlichen Secco-Fresken mit biblischem Bilderzyklus, die leider unter der Bilderstürmerei der in der Reformationszeit selbst ernannten „Säuberungsvandalen“ arg gelitten haben; die reformierten Christen duldeten ja keine Darstellungen von Heiligen in ihren Kirchen. Immerhin wurden vor etlichen Jahren die freigelegten Reste fachmännisch gesichert und farblich rekonstruiert – gelungen, kann man sagen.
Danach ging es zu der schmucken Sportanlage, des erst vor 25 Jahren gegründeten FSV und in deren Gaststätte mit thailändischem Spezialitätenangebot. Die Mannschaft war zufrieden und hatte dank Ursula und Reinhard sowie dem herrlichen Wetter einen schönen Wandernachmittag verbracht.
Text u. Fotos: Peter Krieger, TSV Karlsdorf